Hygiene
- » Gefahr durch Mikroorganismen
- » Mikrobielle Lebensmittelvergiftungen
- » Infektionsarten und Übertragungswege von Mikroorganismen
- » Übersicht
- » erwünschte und unerwünschte Mikrobentätigkeit
- » Lebensbedingungen von Mikroorganismen
Lebensmittelhygiene umfasst alle Maßnahmen beim Umgang mit Lebensmitteln, die darauf zielen, den Lebensmittelverderb zu verhindern und die Gesundheit des Menschen durch den Lebensmittelverzehr zu erhalten. Durch Hygienemaßnahmen sollen entfernt bzw. ferngehalten werden:
- Schmutz aller Art
- Mikroorganismen (Kurzwort: Mikroben, gleichbedeutend mit Kleinstlebewesen, Keimen)
- tierische Schädlinge (Kleinstlebewesen wie Insekten und Nager)
Weitere Gründe sind:
- viele Speisen bestehen aus zerkleinertem Fleisch, Geflügel, Wild oder Fisch => Mikroben können sich auf de eiweißreichen und großflächigen Rohstoffen sehr schnell vermehren und sie verderben
- es werden mehr Speisen hergestellt, die einen guten Nährboden für Mikroben bieten und nach der Zubereitung nicht mehr erhitzt werden (Salate mit Mayonnaise, Krems, Speiseeis)
- Aufgetaute Lebensmittel können von Mikroben leicht verdorben werden, weil ihre Zellwände durchlässiger sind als die frischer Lebensmittel
- Lebend gekaufte Tiere, die beim Transport oder bei der Lagerung verenden, gelten als verdorben, weil ihr Fleisch nach kurzer Zeit giftig ist.
- Verstöße gegen die Lebensmittelhygiene können Geldbußen zur Folge haben
- wenn Gäste durch mangelnde Hygiene erkranken, wird das Vertrauensverhältnis gestört => Ausbleiben der Gäste
Gefahr durch Mikroorganismen
Ursachen für den LM-Verderb | Auswirkung auf LM |
---|---|
Mikroorganismen Eubakterien Hefen Schimmelpilze | Fäulen, Säuern Gären Schimmeln |
Tierische Schädlinge Nager Fliegen Küchenscharben sonstige Insekten | Frost Verunreinigungen (Kot, tote Tiere) Übertragung von Mikroorganismen Schmutz, Krankheitserreger und giftige Stoffe |
Schmutz Abfälle Staub unhygienische Betriebsräume | Nährboden für Mikroorganismen |
unsachgerechte Lagerung zu warm zu hell zu feucht zu lange | Fette, Vitamine und Aromastoffe werden verändert |
Lebensmittelhygiene Enzyme | Abbau der Grundnährstoffe |
Mikrobielle Lebensmittelvergiftungen und -infektionen
Ursache:
Verunreinigung von Lebensmitteln mit pathogenen (krankmachenden) Mikroben durch Tiere oder Menschen, Boden, Staub, Wasser oder Fäkalien und anschließend unkontrolliertes Wachstum der Mikroben
Lebensmittelvergiftung
tritt auf, wenn von Mikroben gebildete Toxine mit den Lebensmitteln aufgenommen werden z.B. durch Eitererreger gebildete Toxine
Lebensmittelinfektion
tritt auf, wenn pathogene Mikroben direkt mit Lebensmitteln aufgenommen werden, z.B. Salmonellen, die sich im menschlichen Darm ansiedeln, vermehren und Toxine bilden.
Legionellen
Überträger der Legionärskrankheit. Sie kommen überall im Wasser vor und vermehren sich in ungenügend aufgeheiztem Wasser sehr stark. In der eingeatmeten feuchten Luft befinden sich dann so viele Legionellen, dass sie eine Lungenentzündung auslösen können.
Exotoxine
werden bereits auf dem Lebensmittel gebildet
Endotoxine
werden erst im menschlichen Körper gebildet
Dauerausscheider
sind Menschen, die bestimmte Bakterien in sich tragen und auch ständig ausscheiden, dabei aber keine Krankheitssymptome zeigen, wie z.B. bei Salmonellen
Vermehrung von Bakterien
vermehren sich unter günstigen Bedingungen bereits nach 20 Minuten durch Zellteilung. Aus einer Bakterie können nach sieben Stunden bereits 2 Millionen Bakterien und nach 12 Stunden 7000 Millionen entstanden sein.
Arten und Übertragungswege von Mikroorganismen
Salmonellen
kommen im Darm von Geflügel häufig vor. Beim Legevorgang werden die Eier an der Oberfläche mit Salmonellen infiziert. Beim unsachgemäßen Schlachten kann es ebenfalls zu einer Übertragung auf die Geflügeloberfläche kommen. Aus dem Darm von Dauerausscheidern können bei unhygienischem Verhalten Salmonellen auf die Hände der Person gelangen.
Staphylokokken
halten sich im Nasen-Rachen-Raum von erkälteten Personen und in eitrigen Wunden auf. Solche Personen sollten nicht im Lebensmittelbereich beschäftigt werden. Durch Husten oder Niesen können die Bakterien auf Lebensmittel gelangen. Übertragung durch Bildung von hitzeresistenten Exotoxinen, die an die Lebensmittel abgegeben werden.
Fäulnisbakterien
sind überall anzutreffen. Der Kontakt ist kaum zu meiden.
Besonders gefährlich sind die Botulinus-Bakterien, die in der Erde und somit im Staub vorkommen. Sie bilden ein sehr starkes Gift. Ungünstige Lebensbedingungen (Hitze, Nahrungsmangel) überdauern sie als Sporen => enthalten alle lebensnotwendigen Bestandteile, sind aber unempfindlich und können bei günstigen Bedingungen wieder zur normalen Lebensform zurückkehren, sich vermehren und Gift bilden.
Hefen
vermehren sich durch Sprossung (nach der Zellteilung bleiben die Zellen im Sprossverband).Kommen besonders auf oder in zucker – oder stärkehaltigen Lebensmitteln vor. Wilde Hefen werden durch die Luft übertragen und verursachen unerwünschte Gärungen.
Schimmelpilze
sind sehr anspruchslos und wachsen auch auf trockenen Lebensmitteln, z.B. auf Brot. Ihre Pilzfäden bilden Sporen, die durch die Luft übertragen werden und auf geeigneten Lebensmitteln auskeimen. Das Pilzgeflecht breitet sich im Nahrungsmittel aus und bildet giftige Stoffe (Aflatoxine)
Übersicht
Bakterienform | Bakterienarten | Vorkommen |
---|---|---|
Kugelformen | Mikrokokken | Rohwurst (Salpeter wird zu Nitrat abgebaut) |
Streptokokken | einige Arten bauen Milchzucker zu Milchsäure ab | |
Staphylokokken (Eitererreger) | vergiftete Lebensmittel: gelangen aus eitrigen Wunden auf LM | |
Stäbchenformen Nicht-Sporenbilder | Milchsäure- und Essigsäurestäbchen | in gesäuerten Milchprodukten, Vergären Weinalkohol zu Essig |
Fäulniserreger | faulende Lebensmittel: Fleisch, Wild, Geflügel, Wurst | |
Salmonellen | infizierte Lebensmittel: Fleisch, Hackfleisch, Wurst, Geflügel, Eier | |
Stäbchenformen Sporenbilder | Clostridium Botulinum (Bazillus) | vergiftete Lebensmittel: Konserven, Bohnen (braucht keinen Sauerstoff) |
Hefen | Backhefen, Bier-, Wein-, Milchhefen | |
Schimmelpilze |
|
|
erwünschte und unerwünschte Mikrobentätigkeit
Mikrobengruppe | erwünschte Tätigkeit | unerwünschte Tätigkeit |
---|---|---|
Eubakterien | Milchsäurebakterien wandeln Zucker in Milchsäure um (Joghurt, Käseherstellung) | verderben Frischmilch und andere Lebensmittel |
Hefen | Alkoholische Gärung => Bier-, Teig-,Weinherstellung | verderben Fruchtsäfte (Kohlensäurebildung) |
Schimmelpilze | Käseherstellung => Edelschimmel | verderben Brot, Marmelade etc. |
Lebensbedingungen von Mikroorganismen
Diese fünf Faktoren können Wachstum und Vermehrung von Mikroben beeinflussen:
- Nahrung (Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß)
- Milieu (pH-Wert)
- Temperatur
- Feuchtigkeit
- Sauerstoff
Nahrung
- eiweißhaltige Nahrung:
- – Fisch, Fleisch, Milch
- – wird von Salmonellen bevorzugt
- zuckerhaltige Nahrung:
- – Kompott, Fruchtsäfte
- – wird von Hefen bevorzugt
- fetthaltige Nahrung:
- – Butter, Margarine
- – wird von fettspaltenden Mikroben bevorzugt
pH-Wert
pondus = Gewichtung
hydrogenium = Wasserstoff
=> drückt die Anzahl der H-Ionen aus
Wasser ist neutral (pH-Wert 7). Je mehr H-Ionen desto saurer. Je mehr OH-Ionen desto basischer.
Temperatur
120°C | Abtötung von Bazillensporen (Eiweiß gerinnt/denaturiert) |
80°C | Abtötung von Bakterien |
60°C | Abtötung von Hefen und Schimmelpilzen |
20-50°C | günstiger Bereich für optimales Wachstum der meisten Mikroben, kritischer Bereich der Lebensmittelverarbeitung |
-5 bis 5°C | geringes Wachstum einiger Mikroben |
Feuchtigkeit
Für die Tätigkeit von Mikroorganismen ist nur das freiverfügbare Wasser in den Nahrungsmitteln von Bedeutung. Man bezeichnet diesen Anteil des Wassers als aktives Wasser (Wasseraktivität).
Als Messzahl verwendet man hierzu den aw-Wert:
aw-Wert 1: z.B. destilliertes Wasser
aw-Wert 0: z.B. vollkommen wasserfreie Lebensmittel wie Mehl
Sauerstoff
Bezeichnung | Aerobier | Anaerobier | fakultativ Anaerobier |
Verhältnis zum O2 | benötigen O2 | leben ohne O2 | leben mit und ohne O2 |
Vorkommen | auf den Lebensmitteln | in den Lebensmitteln, Konserven | in und auf den Lebensmitteln |
Mikroorganismenart | Schimmelpilze, Fäulniserreger | Botulinus Bazillus | Hefen, Milchsäurebakterien |