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Billige Arbeitskräfte?

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BenTheMan
(@bentheman)
Beiträge: 1906
Noble Member
Themenstarter
 

Zum Vorwurf HoFa-Azubis seien nur billige Arbeitskräfte, der hier doch immer mal wieder aufkommt, habe ich soeben eine email verfasst, diese ging an den NGG Kreisverband in dem ich wohne, an den NGG Landesverband Baden-Württemberg, an die NGG Jugend in Baden-Württemberg, an den DEHOGA Bundesverband und an den DEHOGA Landesverband Baden-Württemberg. Diese email lautet wie folgt:

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Sehr geehrte Damen und Herren der NGG, NGG Jugend und der DEHOGA,

als Foren-Moderator der Internetseite www.hotelfach.de, die dem Austausch von Auszubildenden und Mitarbeitern aus der Hotellerie dient, möchte ich Ihnen eine Frage stellen, die uns Moderatoren dort immer wieder begegnet: "Sind Hotelfach-Azubis für die Betriebe nur billige Arbeitskräfte?"

Warum sind die Auszubildenden im Beruf des Hotelfachmanns, deutlich schlechter gestellt als vergleichbare Ausbildungsgänge? Gerade grosse Hotels nehmen fast ausnahmslos nur noch Auszubildende mit Abitur. Diese entscheiden sich dann gegen alternative kaufmännische Ausbildungsgänge, wie z.B. das Bank-, Industrie-, Büro- oder Versicherungskaufwesen. Nicht nur, dass gegenüber diesen Berufen eine Benachteiligung in den Arbeitszeiten besteht, auch die Bezahlung kompensiert dieses nicht, im Gegenteil ist sie oft sogar niedriger als in diesen Berufsfeldern. Womit erklärt sich diese Diskrepanz? Ist es nicht auch ein Unding, das Betriebe die der Luxus-Hotellerie zugeordnet werden, ihren Auszubildenden den selben Lohn zahlen wie die kleinen Familienbetriebe? Kann dies nur mit den Chancen, die eine Ausbildung bei erstgenannten dem Azubi bietet, kompensiert werden?

Wir alle lieben die Tätigkeit in der Gastronomie und sind daher bereit auch über so manchen Nachteil hinwegzusehen, aber es ist teilweise schon nicht sehr leicht, Auszubildenden die Rat oder Bestärkung suchen, dieses auch immer so zu vermitteln.

Ich möchte mich bereits jetzt für Ihre Mühen bedanken, mir diese Fragen zu beantworten, so dass es uns leichter fällt, Talente unserer Branche, die sich fragen, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen haben, in diesem Weg bestärken können. Leider gehen unserer Branche, auch durch den Verdienst immer wieder große Talente direkt nach der Ausbildung verloren. Wir möchten gerne mithelfen, dass das was unsere Branche so dringen braucht, der Nachwuchs, auch mit großer Motivation und Spaß in dieser so wunderbaren Branche arbeiten kann.

Mit freundlichen Grüssen,

Ihr
Benjamin Klein

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Werde die Antworten dann auch in diesem Thread veröffentlichen.

Ein Hotel ohne Concierge ist wie eine Kirche ohne Pfarrer

"Die Goldenen Schlüssel" -- "Union Internationale des clefs d'or"

Meine Bilder auf flickr.com

 
Veröffentlicht : 13/10/2005 5:57 am
(@annett)
Beiträge: 221
Estimable Member
 

Das war eine richtig gute Idee, bemerkenswert wie du dich einsetzt. Bin auch schon sehr auf die Antworten gespannt.

LIEBE GRÜSSE !!!

 
Veröffentlicht : 15/10/2005 7:15 pm
(@inntakt)
Beiträge: 5
Active Member
 

Ich sehe das nicht so eng. Natürlich wird man mit niedrigem Lohn bezahlt und die meisten von uns werden mit Verantwortung belastet, die den Festangestellten gleichkommt.
Ich beispielsweise arbeite im Moment am Empfan (bin Azubi 3. Lehrjahr) und habe alleine Nachtdienst! Alleine heißt: Ganz alleine! Wenn die Bar nicht mehr besetzt ist und der Frühdienst noch nicht da bin ich für etwa 5 Std. ganz alleine im Hotel. Sogar der Aushang "Manager On Duty" der in unserer Hotelkette pflichtmäßig aushängen muss, schaltet sich dann auf meinen Namen um. Natürlich freut man sich über die Verantwortung, die einem da geschenkt wird, aber wenn was passiert ist das Geschrei wohl groß!

Naja zum Thema zurück:
Lehrjahre sind keine Herrenjahre und wenn man die Zähne zusammenbeißt und sich bemüht und um seinen Betrieb kümmert wird das sicherlich belohnt! Ich liebe meinen Beruf und ich liebe die Arbeit mit "meinen" Hotelgästen! Wenn man sich als einen Teil des Betriebes sieht, dann fällt einem fast alles leichter 🙂
Ich bin froh, dass ich diese Ausbildung gemacht habe und habe auch nicht vor, nach meiner Ausbildung die Branche zu wechseln!

Park Inn Cologne, by Rezidor SAS

 
Veröffentlicht : 17/10/2005 10:03 pm



BenTheMan
(@bentheman)
Beiträge: 1906
Noble Member
Themenstarter
 

So, die erste Antwort ist eingetroffen, und ich möchte sie euch nicht vorenthalten. Sie stammt vom stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der DEHOGA Ba-Wü. Ich nehme das mal als Anzeichen dafür, dass man uns dort sehr ernst nimmt.

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Sehr geehrter Herr Klein,

gerne nehmen wir nachfolgend zu Ihren Fragen Stellung:

In keinster Weise kann ich Ihnen zustimmen, daß Auszubildende in der
Gastronomie "deutlich schlechter gestellt" seien als in vergleichbaren
Berufen (welche meinen Sie damit?). Die Ausbildungsvergütungen
in der Gastronomie (in Baden-Württemberg derzeit zwischen 505,--
und 700,-- EUR) liegen im guten Mittelfeld aller Ausbildungsvergütungen.

Und: in der Gastronomie wird ausgebildet! Letztes Jahr 8,4% Steigerung,
dieses Jahr (alle Kammerzahlen liegen noch nicht vor) wird es wohl eine
ähnliche Steigerung geben!

Vergleichbare Zahlen in den Hochlohn-Ausbildungsberufen werden Sie
vergeblich suchen. Durch deren Abbau oder Verlagerung der Arbeitsplätze
ins Ausland gehen ebenfalls die Ausbildungsplätze "flöten".

Unsere Ausbildungsberufe stehen derzeit bei den Jugendlichen auf der
Beliebtheitsskala an oberster Stelle (s. Quellen der Bundesagentur für
Arbeit und DIHK). Und die weltweite Akzeptanz unserer Azubis macht deutlich,
wie gut die Ausbildung ist und welche Karrierechancen damit eröffnet werden.

Und warum so viele Abiturienten? Überwiegend weil das Jugendarbeitsschutz-
gesetz eine Ausbildung zu den Zeiten, wo im Betrieb interessante Inhalte zu
vermitteln sind, eine Ausbildung verbietet. Wir arbeiten auf politischer Ebebe
sehr daran, zuminest die Zeiten zu erreichen, die unser Nachbarland Österreich
schon hat. Und erlauben Sie mir eine persönliche Bemerkung: mein Sohn
(Realschüler) hat vergangenes Jahr als Restaurantfachmann ausgelernt. Noch
als Jugendlicher ging er meistens nach Dienstschluß mit seinen Kollegen in
eine Disco. Er durfte nach 22 Uhr feiern, sich jedoch nicht ausbilden lassen.

Mit gastfreundlichenGrüßen
RA Bernd Fellmer
stv.Hauptgeschäftsführer
DEHOGA Baden-Württemberg
Geschäftsstelle Heidelberg
Bergheimer Str. 10-12
69115 Heidelberg
Tel.: 06221-27013
Fax: 06221-161355

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Ein Hotel ohne Concierge ist wie eine Kirche ohne Pfarrer

"Die Goldenen Schlüssel" -- "Union Internationale des clefs d'or"

Meine Bilder auf flickr.com

 
Veröffentlicht : 18/10/2005 4:10 pm



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