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Et eventyr i Norge/Ein Abenteuer in Norwegen

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(@homer)
Beiträge: 396
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Themenstarter
 

Hallo,

weil mir das Praktikum in London unglaublich gut gefallen hat, werde ich demnächst, im Januar 2010, für zwei Wochen in ein Radisson Hotel nach Norwegen gehen. Mal sehen, wie es dort ist ... und ich würde mich dann freuen, wenn auch dieser Bericht dann Anklang findet.

Grüße
Homer 😀

 
Veröffentlicht : 05/12/2009 7:59 pm
Andy
 Andy
(@andy)
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Noble Member
 

Herzlichen Glueckwunsch dazu und ich freue mich schon sehr darauf deinen Bericht zu lesen :super: :super: :super:

God gave us two ears and one mouth, and most people haven't taken the hint.

Disclaimer: Alle meine Posts enthalten meine eigene Meinung.

 
Veröffentlicht : 06/12/2009 7:04 am
JJFlash89
(@jjflash89)
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Dito 😀

http://www.kaeuferportal.de/

 
Veröffentlicht : 06/12/2009 8:00 am



Alex
 Alex
(@gastro-alex)
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Same here. 8)

"Watch, learn and don't eat my cookie!" - Phoebe in Friends S05E14

"Aus Respekt vor dem Arbeitgeber erscheint man eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn, verbeugt sich vor dem Chef und nach Dienstschluss entschuldigt man sich, dass man nun gehen wird, und bedankt sich gleichzeitig, dass man heute arbeiten durfte ..." - Martin Schulz im Rolling Pin 07/2010 - (über das Arbeiten in Japan ...)

hotelfach.de - Gastro-Community und -Fachwissen

 
Veröffentlicht : 08/12/2009 12:09 am
(@homer)
Beiträge: 396
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Themenstarter
 

Hallo,
gestern bin ich aus Norwegen zurückgekommen und möchte nun berichten, wie es mir ergangen ist.
Zur Vorgeschichte: Ich hatte eigentlich vorgehabt nach Schweden zu gehen und dort ein zweiwöchiges Praktikum während meiner Urlaubszeit in einem anderen Radisson-Hotel zu machen, aber das hat schlussendlich wegen „Personalumstrukturierung etc“ nicht geklappt. Zurzeit war ich natürlich ein bisschen enttäuscht, weil ich auch seit längerem schon Schwedisch gelernt hatte, entschied mich dann aber dafür, mich auch in Dänemark und Norwegen zu bewerben. Die Sprachen dort sind verwandt und daher relativ leicht zu erlernen. Im Endeffekt habe ich dann eine Stelle im Radisson Blu Hotel in Ålesund in Norwegen bekommen. Ein kleines Hotel mit 131 Zimmern, direkt an der Küste in Süd-Mittelnorwegen gelegen, die sich bereit erklärten, mich für zwei Wochen an der Rezeption aufzunehmen.
Ich hatte dann gut 3-4 Monate, um mir Norwegisch beizubringen und habe mir diverse Bücher und CD’s gekauft. Am Anfang war es echt grausam, weil ich gemerkt habe, dass ich Norwegisch und Schwedisch aufgrund der Gemeinsamkeiten zusammen schmeiße, aber irgendwann kam dann der Punkt, an dem ich dann gut differenzieren konnte. (Mal zwei einfache Beispiele, um es ein bisschen anschaulicher zu machen:
Schwedisch: Jag heter Steffen och är arton år gammal och tycker att det är verkligen jättebra här i Norge.
Norwegisch: Jeg heter Steffen og er atten år gammel og synes at det er virkelig kjempeflott her i Norge.
Naja, jedenfalls habe ich mich dann am 17. Januar auf den Weg nach Norwegen gemacht. Aufgrund von Schneechaos hatte mein Flug von Frankfurt nach Kopenhagen Verspätung und daraus resultierend habe ich dann meinen Anschlussflug nach Ålesund verpasst. SAS hat mir dann eine neue Verbindung rausgesucht und über Oslo habe ich dann letztendlich 5 Stunden später als geplant mein Ziel erreicht. Leider ist mein Gepäck durch zahlreiche Buchungsänderungen verschollen gegangen.
Am Hotel angekommen war ich erst einmal geschafft, dann aber auch erleichtert, dass der erste Kontakt mit der Rezeptionistin auf Norwegisch reibungslos geklappt hat. Ich bekam ein schönes Zimmer mit Meerblick und schneebedeckte Berge in zwei Himmelsrichtungen. Zahnbürste usw für die erste Nacht habe ich mir dann leihen müssen, weil ich nur mein klägliches Handgepäck dabei hatte.
Am nächsten Tag kam ich mir relativ „dumm“ vor, weil ich allen Abteilungsleitern und Mitarbeitern in Privat-Klamotten vorgestellt worden bin, aber jeder hatte Verständnis und wusste ja, dass es nicht mein Fehler war. Nichtsdestotrotz kam ich mir fast wie ein Parasit vor und war froh, als ich an einem PC im Backoffice E-Mails und Reservierungsanfragen beantworten durfte.
Gegen 12 Uhr kam dann Gott sei Dank mein Koffer, ich habe mich umgezogen und durfte so mit das erste Mal an die Rezeption. Alle Kollegen war ganz von den Socken wegen meinen Norwegisch-Kenntnissen und ich sollte dann auch sofort Leute einchecken und mich um das Telefon kümmern. Dazu muss man sagen, es gibt in Norwegen zwei verschiedene offizielle Schriftsprachen und überall wird ein eigener, regionstypischer Dialekt gesprochen. Dieser wird auch überall angewendet ohne das der Sprecher als „ungebildet“ abgestempelt wird, wie man es in Deutschland wahrscheinlich machen würde, wenn man auf bayerisch in NRW ein Zimmer reserviert.
Jedenfalls hatte ich dann auch Dänen am Telefon, die auch nur dänisch sprechen und Norweger, die aus allen Landesteilen aus anrufen und langsam, aber sicher hatte ich das Gefühl, dass mir alles über den Kopf wächst.
Dann war ich prompt zehn Minuten alleine und hatte meine ersten Check-Ins, Norweger, die sich sehr darüber ausließen, warum sie einen Meldeschein ausfüllen müssen, den ich ausgedruckt hatte. Später habe ich dann erfahren, dass man die Meldeschein-Variante nur bei fragwürdigen Walk-Ins oder bei möglichen Prostituierten anwendet. (Prostitution ist in Norwegen verboten und muss deshalb vom Hotel aus angezeigt werden, wenn sich der Verdacht erhärtet).
Jedenfalls war ich am ersten Tag abends total gerädert, weil ich so viele neue Eindrücke hatte und auch dauernd mit Selbstzweifeln geplagt war, weil ich gerade am Telefon mehrfach nachfragen musste und mir wie der letzte Idiot vorkam.
Die nächsten zwei Tage waren irgendwie ähnlich. Meistens stimmte das Routing in Opera nicht, ich war mir beim Auschecken immer unsicher, ob der Gast selbst zahlen muss oder nicht, weil bei die Comments bei Cashiering so gut wie nie ausgefüllt waren. Dann sind Gäste ausgecheckt, die Pepsi und Saft getrunken hatten, ich konnte die Artikel beim Minibarbuchen aber beim besten Willen nicht finden. Ich war wieder alleine an der Rezeption, habe ich dann im Büro angerufen und dann gesagt bekommen, dass diese Artikel unter „Mineralwasser“ gebucht werden. Irgendwie waren es immer so kleine Dinge, die mich aus dem Konzept gebracht haben, die man einfach vorher wissen muss, aber manchmal hätte ich am liebsten geheult.
Und dann, ab dem 4. Tag, ging es mir einfach nur super. Ich hatte mich ein bisschen reingehört, verschiedene Dialekte viel besser verstanden, hausintern viel mehr Sachen gewusst und auch total viel Spaß mit den Kollegen gehabt. Ich habe es plötzlich geliebt, wenn das Telefon geklingelt hat, ich habe mir eine erste Reservierungsbestätigung zweimal ausgedruckt, um ein Exemplar für mich zu behalten, ich habe es einfach geliebt, ein- und auszuchecken, Smalltalk mit den Gästen zu halten. Dann hatte ich ein Mann aus Oslo am Telefon, der ein Zimmer reservieren wollte und am selben Tag ein paar Stunden später wieder anrief, diesmal bei meiner Kollegin, um es abzubestellen. „Jeg har snakket med en annen person tidligere idag. Jeg har dessverre glemt hva han hette, men han var i alle fall svensk.”
”Ich habe heute schonmal mit einer anderen Person gesprochen, ich weiß nicht mehr, wie er hieß, er war aber auf alle Fälle ein Schwede.”
Die Geschichte hat für viele Lacher in der Kantine gesorgt und ich war auch irgendwie stolz, wenigstens für ein Skandinavier gehalten geworden zu sein.
Wir hatten viele SAS-Crews jeden Tag im Hotel und es war schön, die Blöcke einzugeben (hatte ich in Deutschland noch nicht gemacht), ich habe es ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nur geil an der Rezeption gefunden. Einmal war ein Kellner krank und ich wurde nach meinem Front-Office-Dienst noch für drei Stunden ins Restaurant abgezogen und fand es echt genial, zwar anstrengend, aber irgendwie super.
Dann war ich das erste Mal mit Kollegen feiern, war total schön, leider auch total teuer. Mit Kollegen war ich zweimal in einem Restaurant und bin dann auch zweimal eingeladen worden, was mir zwar eigentlich peinlich war, aber andererseits sonst fast eine finanzielle Last dargestellt hätte. Ich habe dann vier Bier ausgeben, die zusammen 323 Kronen gekostet haben – umgerechnet knapp 40€. Und wir waren in einem ganz normalen Restaurant bzw einmal sogar in einem Bistro. Im Supermarkt kam ich mit Brötchen und Saft auch nie unter 110 Kronen (13€) raus.
Ich war wie gesagt für 2 Wochen da und sollte eigentlich 10 Tage arbeiten, es wurden dann 11, weil ich gefragt worden bin, ob ich bei 104 Check-Outs an einem Sonntagmorgen mithelfen kann. Was ich auch gerne gemacht habe, und dauernd ging das Telefon: „Hei og velkommen til Radisson Blu Hotel i Ålesund, du snakker med Steffen“.
Am letzten Tag, der leider viel zu schnell kam, habe ich dann auch ein Zeugnis bekommen, welches auch super ausfiel und über das ich mich sehr gefreut habe. Ich habe um eins auf Norwegisch und eins auf Englisch gebeten, einfach aus dem Grund, damit es in einer Bewerbungsmappe je nach Land einfacher ist. Der H&R-Manager hat mich dann nach meinen Plänen gefragt und ob ich denn nicht im Sommer zurück kommen möchte, wenn dann meine Ausbildung zu Ende ist. Und wenn ich wollte, sind sie mir danach gerne auch behilflich, nach Spitzbergen, Oslo und Trondheim etc zu kommen. Ich habe noch nicht ganz darüber nachgedacht, auf alle Fälle war es total lieb und jetzt habe ich auch was in petto. Wir waren dann noch zusammen was trinken und dann wurde mir noch mehr oder weniger feierlich ein Wander-T-Shirt einer bekannten norwegischen Marke überreicht, damit ich im Sommer hier in den Bergen klettern kann. Die Direktorin hat mit mir am letzten Tag dieselbe Maschine nach Oslo genommen, weil sie nach London zu einem Radisson GM-Treffen ist, und sie wollte unbedingt wissen, wie mein GM in Deutschland heißt und wie er aussieht weil sie unbedingt mit ihm sprechen will. Naja, wie gesagt, gut möglich, dass ich nochmal zurückkomme, aber im Moment finde ich es noch ein bisschen früh.
Es war jedenfalls eine verdammte geile Zeit, total surreal eigentlich. Norwegisch ist meine absolute Lieblingssprache geworden, die Kollegen sind mir richtig ans Herz gewachsen und ich bin froh, dass ich nach den ersten drei Tagen „im kalten Wasser“ nicht die Flucht ergriffen habe. Im Endeffekt war es superschön und ich kann jedem diesen Schritt nur empfehlen.
Danke fürs Lesen.
Gruß
Homer

 
Veröffentlicht : 31/01/2010 7:02 pm
 Till
(@till)
Beiträge: 441
Reputable Member
 

Genau das meine ich wenn ich sage das wir den geilsten Job der Welt haben!

Hier könnte Ihre Werbung stehen!

 
Veröffentlicht : 01/02/2010 3:18 pm



Andy
 Andy
(@andy)
Beiträge: 1310
Noble Member
 

Da bleibt mir echt nur eins zu sagen: Thumbs Up !!! oder "Tommelen opp"

Mach weiter so :super: :super: hat wieder Spass gemacht zu lesen!!!

God gave us two ears and one mouth, and most people haven't taken the hint.

Disclaimer: Alle meine Posts enthalten meine eigene Meinung.

 
Veröffentlicht : 01/02/2010 4:45 pm
Alex
 Alex
(@gastro-alex)
Beiträge: 3501
Mitglied
 

Hey homer, vielen herzlichen Dank wiedermal für diesen einmaligen Bericht! :super:

Mal davon abgesehen, dass ich mich nie im Leben nach 3 Monaten nebenbei Norwegisch-Lernen alleine an eine Rezeption in Ålesund stellen könnte oder von einem Schweden für einen Landsmann gehalten werden würde, bin ich nach wie vor begeistert von Deinem Einsatz, Deinem Selbstvertrauen, Deiner Dienstleistungsselbstverständlichkeit und Deinem Mut (zumindest in meinen Augen). Bei Dir ist es jedes Mal schön zu lesen, dass es auch anders geht ... 😀
Und auch wenn ich (noch) nicht gegen London und Spitzbergen mithalten kann - bei mir ist Dir jederzeit ein Job sicher! Mach weiter so :super:

Dein Fan Alex

"Watch, learn and don't eat my cookie!" - Phoebe in Friends S05E14

"Aus Respekt vor dem Arbeitgeber erscheint man eine halbe Stunde vor Arbeitsbeginn, verbeugt sich vor dem Chef und nach Dienstschluss entschuldigt man sich, dass man nun gehen wird, und bedankt sich gleichzeitig, dass man heute arbeiten durfte ..." - Martin Schulz im Rolling Pin 07/2010 - (über das Arbeiten in Japan ...)

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Veröffentlicht : 08/02/2010 10:30 pm

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