Als Erstes möchte ich mal sagen, dass ich diese Seite wirklich gerne mag. Besonders die Abteilung witziges, unter anderem da hier zum ersten Mal eines meiner Werke veröffentlicht wurde : )
Nun muss ich aber sagen, dass ich die Geschichte von Herrn Lauff nur bedingt bis gar nicht lustig finde. Sicherlich trifft er viele Pannen die nunmal in jedem Hotel nicht passieren dürfen aber leider dennoch passieren auf den Punkt, aber gerade die die Rezeption betreffenden Teile finde ich eigentlich eher verärgernd bis beleidigend.
Ich bin Rezeptionistin. Ich liebe meinen Job. Ich bin ein Mensch. Diese dumme Tatsache hat nun einmal zur Folge, dass auch ich mal schlechte Tage habe. Aber dennoch bemühe ich mich 5-7 Tage die Woche 7,5-12 Stunden lang unter guten bis unterirdischen Vorraussetzungen meinen Job gut zu machen. Ein derartiger Kommentar lässt mich entweder darauf schließen, dass dies allen Rezeptionisten dieser Welt selten bis gar nicht gelingt oder ich einen totale Ausnahme bin und der Rest der Welt es gar nicht erst versucht. Letzteres erachte ich aus persönlicher Erfahrung für höchst unwahrscheinlich.
Da ich am Tag zwischen 50 und 150 (und diese Zahl liegt nur an der Zimmeranzahl meines derzeitigen Arbeitgebers) Meldescheine ins System übertrage und der Großteil der geschätzten Gäste keine Lust hat, diesen leserlich auszufüllen, kann es passieren, dass man die Hyroglyphen einfach mal nicht korrekt entziffern kann. Eventuelle habe ich auch seit ca 2 Stunden Feierabend und morgen Frühdienst also weder Zeit noch Lust pro Wort 30 min zu opfern um dann festzustellen dass ich es doch nicht lesen kann. Wenn Sie lieber Herr Lauff also eine korrekte Anschrift im System hinterlegt haben möchten, diktieren Sie sie mir doch einfach, dann trage ich Sie gerne direkt für Sie ein. Denn das spart Ihnen und mir Zeit und Nerven.
Ich Arbeite nun seit 6 Jahren im Hotel. Es hat mich ca die ersten 4 Wochen meiner Ausbildung im jugendlichen Alter von 16 Jahren interessiert, ob jemand Pay-TV schaut oder nicht. Heute ist mir das vollkommen egal und ich habe auch nicht das Bedürfnis es Ihren Mitgästen mitzuteilen.
Sollte ich während des Gespräches mit Ihnen auf den Bildschirm schauen und wild die Entertaste betätigen, seien Sie versichert: Ich arbeite tatsächlich. Das ist nun mal der einzige Weg um meinem Computer Informationen zu entlocken.
Wenn man am Tag 157 mal hört, dass der Wasserdruck in den Zimmern zu niedrig ist, kann es durchaus passieren, dass die Antwort standartisiert klingt. Sie wissen ja auch was Sie auf die Frage nach Ihrem Namen oder Ihrem Beruf zu antworten haben, oder? Das bedeutet noch lange nicht, dass es mich nicht interessiert, dass Sie trocken und kalt duschen müssen.
Allein die Tatsache, dass Sie wissen, dass es zum Standart vieler Häuser gehört, den Gast mit "Herzlich willkommen im..." zu begrüßen macht es Ihnen unmöglich, diesen ernst zu nehmen. Damit zäumen Sie das Pferd aber von der falschen Seite auf, denn nur weil mein Arbeitgeber diesen Satz vorschreibt hat das nicht zwingend zur Folge dass ich
1. jeden Gast auch so begrüße und
2. ich den Satz NICHT so meine.
Glauben Sie mir, es gibt Gäste, die ich zur Begrüßung auch ohne weiteres umarmen würde, weil ich mich wirklich freue sie zu sehen. Ich nehme allerdings an, dass auch das nicht unbeding Ihren Vorstellungen entspricht.
Wie viele andere meiner Kollegen (Hotel- und Kettenübergreifend) stehe auch ich durchaus den einen oder anderen Tag mit Fieber, Bauchkrämpfen oder sonstigen Beschwerden an meinem Arbeitsplatz und bin trotzdem nett zu meinen Gästen. Was Sie davon haben? Eine kürzere Wartezeit beim check in oder out und einen mehr der für Ihre Sorgen Wünsche und Probleme da ist.
Lieber Herr Lauff,
ja es tut mir tatsächlich leid, dass Sie als viel reisender Hotelgast einen Großteil der möglichen Pannen mitbekommen. Natürlich ist bei einem Gast der 326 Nächte im Jahr im Hotel verbringt die Wahrscheinlichkeit höher als bei einem Gast mit 2 Übernachtungen in seinem ganzen Leben.
Mir fehlt es auch nicht an Humor, um Ihren "satirischen" Artikel, den ich eher zynisch finde, zu verstehen. Allerdings komme ich nicht umhin Ihren Artikel traurig zu finden. Es ist einfach traurig, dass die alltägliche Leistung die wir Hotelangestellten bringen so wenig Wertschätzung erfährt.
Dennoch möchte ich zum Schluss noch anmerken, dass ich Ihnen selbstverständlich auch in vielen Dingen Recht gebe und viele Dinge einfach nicht so laufen wie Sie sollten.
Ich wünsche Ihnen in jedem Fall - und das meine ich ernst - noch viele angenehmere Hotelaufenthalte als die bisherigen und würde mich freuen, wenn Sie mal versuchen das ganze von der anderen Seite zu betrachten.
Kleine Fußnote: ich habe eben extra nochmal im nachgeschaut: Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen Sie als Gast zu begrüßen, ein persöhnlicher Hintergrund liegt hier also nicht vor.
Wow. Wasser auf unsere Hofa-Mühlen...
Vielen Dank, dass Du mühevoll aufgeführt hast, was sicher viele von uns gedacht haben!
Moe: "Damit kannst du einen Ochsen in 40 Sekunden blitzfrittieren."
Homer: "In 40 Sekunden?! Ich will ihn JETZT!"
und dennoch leider nur ein Tropfen auf den heissen Stein!
Don't let me be misunderstood, Santa Esmeralda
Ich freu mich schon, dass ich mit meiner Empörung nicht ganz allein da stehe....